inteRFerenz ist eine digitale Klanginstallation auf dem Hasliberg.

Lucien Danzeisen (musikalische Komposition) und Lennart Melzer (technische Komposition) haben zusammen mit dem Hotel Gletscherblick ein besonderes Hörerlebnis entwickelt, das mit der Idee von Zeit als sich überlagernden Schichten spielt. Die eigens für "Interferenz" komponierte zeitgenössische Musik mischt alte und moderne Klänge. Mit Hilfe von historischen Aufnahmen von Magnetophon­bändern, die wir verstaubt in einer alten Truhe im Gletscherblick gefunden haben ist eine Klangcollage entstanden: Kunst in den Bergen! Rund um das Hotel, als auch auf dem Waldspazierweg können Klänge gefunden und damit die Umgebung neu erlebt werden. In "Interferenz" treten Klänge in Beziehung zum Sichtbaren: Mit der Natur, und dem historischen Hotel, an dem Generationen von Menschen gelebt haben. Beobachte selbst, was für Assoziationen die "Interferenz" in dir weckt!

Gleich kannst du viele Soundfiles, die an GPS-Punkte gekoppelt sind, erforschen! Sobald so ein soundspot betreten wird, werden die Klänge automatisch abgespielt. In manchen Klangzonen wiederholt sich die Musikunendlich, in anderen hört sie nach einer gewissen Zeit wieder auf... Beweg dich so schnell oder langsam fort, wie du willst, du bestimmst, in welche Richtung deine Reise geht. Es gibt zwei Möglichkeiten, und beide sind für dich kostenlos: Du kannst dir entweder eines von vier Handies mit Kopfhörern ausleihen in der Lobby des Hotel Gletscherblick, die perfekt für das Spazier-Erlebnis eingestellt sind. Drücke auf den Startbutton und los…

Oder bereite dein eigenes Handy für den Spaziergang vor (GPS Location zulassen, chrome Browser nutzen, screen anlassen), pack deine Kopfhörer und los…

Viel Spass!
Lucien, Lennart, Sarah & Michèle

Vorbereitung und Besuch

Gleich kannst du viele Soundfiles, die an Spots gekoppelt sind, erforschen! Spots sind GPS-Locations mit Radien ab 10 m, manche ihrer Sounds loopen, andere nicht. Beweg dich so schnell oder langsam fort, wie du willst, du bestimmst in welche Richtung deine Reise geht. Viel Spass!

Es gibt zwei Möglichkeiten, und beide sind für dich kostenlos.

1. Möglichkeit (empfohlen)

Schnapp dir in der Lobby des Hotel Gletscherblick eins von 4 Devices, die perfekt für das Spazier-Erlebnis eingestellt sind. Drücke da auf den Startbutton und los…

2. Möglichkeit

Führe folgende Schritte mit deinem eigenen Smartphone aus (Da nicht alle Mobiltelefonanbieter und Smartphonetypen gleich geeignet sind, können wir nicht für einen technisch reibungslosen Ablauf garantieren):

Dann VOR ORT:

  1. schalte mobiles Internet ein
  2. schalte Standorterkennung zulassen ein
  3. schalte Bildschirmsperre auf “nie”
  4. setze deine Kopfhörer auf

Perfekt, du bist bestens vorbereitet. Jetzt kann’s losgehen…

Was wirst du hören, und wie habe ich komponiert... ein Text von Lucien Danzeisen:

Das Magnetophon ermöglichte in den 60er-Jahren den Kindern, alles Mögliche aufzunehmen, sie haben dabei eine grosse Kreativität an den Tag gelegt. So hat sich ,,Junior Hirsig" als Reporter betätigt und in grosser Ernsthaftigkeit die Gründerin des Hotels, Elise Hirsig, befragt, aber auch seine eigene Schwester. Kinderlachen ist zu hören und scheinbar unabsichtlich aufgenommenes, Einblicke also in eine andere Zeit, ungestellt. Und wir sind hörend mit dabei, trotz der zeitlichen Distanz.

Das private Musizieren wurde ebenfalls dokumentiert: singen mit Gitarre zum Beispiel, aber auch die professionellen Konzerte in der École Humanitaire wurden aufgenommen mit dem Magnetophon - hier wurde klassische Musik gespielt. Hörspiele aus dem Radio, auch Operetten und Kommentare des aktuellen politischen Geschehens wurden genauso festgehalten und konnten so immer wieder angehört werden - keine Selbstverständlichkeit damals, als es noch kein mediales Überangebot gab zu Hause, also kein Spotify, Netflix, Youtube, etc.

Das Abspielen solch alter Bänder ergibt manchmal typische Klangveränderungen, z.B. wenn das Band "anläuft", oder es leiert, zu langsam läuft (also zu tief klingt) oder zu schnell (das heisst zu hoch), die Intonation, die Klangfarbe selbst ist verändert,... Ich habe mich davon inspirieren lassen und diese Klangeffekte zum Teil mit modernen Mitteln imitiert und anders verwendet. Wir hören zum Beispiel superlangsame Klavieraufnahmen - welche sind vom Magnetophon und welche von heutzutage, selber gespielt von mir? Und ich habe Effekte von anderen Abspielmedien benutzt, wenn diese alt werden - z.B. CD's, die verkratzen und dann ,,springen", und in einem loop einen kleinen Teil des Stückes wiederholen, bis sie plötzlich doch wieder weiterlaufen...

Klangflächen verweben sich und laden ein, Details zu entdecken oder in verschiedene Stimmungen einzutauchen. So können Sie zum Beispiel ans Meer, obwohl Sie in den Bergen sind! Bei den Sitzbänken unterhalb des Hotels hören Sie im Meer dann tiefe Schlaflied-Melodien, komponiert aus Klängen von geblasenen Flaschen.

Ich habe viel mit sampling gearbeitet: einerseits Klänge aus den Magnetophonbändern gesampelt und damit eigene Stücke komponiert, andererseits Klänge aus der Umgebung, wie z.B. Kuhglocken, und damit ,,künstliche Landschaften" kreiert. lnterferenz ist nie einfach eine ,,Fahrstuhlmusik fur draussen", sondern immer Klangkunst, Klangkomposition eben - das heisst, sie stellt auch Fragen. Flöte und Klarinette sind immer wieder zu hören, dies sind kleine Stücke, die ich für lnterferenz geschrieben und mit Heidy Huwiler und Giovanni Gorla aufgenommen habe.

Manchmal ist es sehr dicht, doch das Schöne und Spezielle ist: Sie können selbst ihr Hörtempo anpassen, z.B. indem Sie stehenbleiben und zuhören. Wenn Sie weitergehen, wird schneller wieder etwas Neues kommen, denn in jedem ,,Spot" ist ein Soundfile zu finden. Da sich solche Spots oft überlagern, können Sie ausprobieren, was sich hier klanglich alles mischt.

Der Bruch zwischen ,,künstlich" und ,,natürlich" interessiert mich. Die Vögel im Wald - sind die jetzt echt oder nicht? Oder wichtiger: wie klingen sie? Die Heterogenität der Soundfiles ist so gross wie es eben auch die Vielfalt im Leben und der Personen, die schon an diesem Ort waren, ist - so stehen auch mal Synthesizer neben akustischen Aufnahmen von Liedern. Die lnterferenzen (Überlagerungen, die sich gegenseitig beeinflussen) passieren eben durch die Zeiten hindurch.

Erleben Sie also ihr eigenes Hörspiel, freuen Sie sich an lhren eigenen Assoziationen und wie sich die Klänge mit der Umgebung mischen - jedes Mal neu.

Der Ort des Geschehens

Eindrücke von der Ursifluh.

Team

MICHÈLE HIRSIG, Konzeption &  Projektleitung

Michèle Hirsig ist 1980 in Zürich geboren und aufgewachsen in Embrach. Sie bringt langjährige Erfahrung in der Organisation von Theaterveranstaltungen, wie in der künstlerischen Arbeit im Kulturbereich mit. Neben ihrer Schauspieltätigkeit u.a. in den Kammerspielen Seeb in «Lantana», «Die Szene» und «Offene Zweierbeziehung», im Sommertheater Sihlwald in «Wie es euch gefällt», sowie bei diversen Improvisations- und Performance-Theatern, führt sie Regie und hat sich in zahlreichen Produktionen als Regie- und Produktionsassistentin betätigt, wobei ihr Aufgabenbereich auch die Personaladministration und Sicherstellung der technischen Seite beinhaltete. U.a. führte sie Regie und konzipierte und gestaltete die Bühnenbilder in «Der Witwenclub» von Ivan Menchell, «D’Zäller Wiehnacht» von Paul Burkhard, «Die Frau des Bäckers» von Marcel Pagnol, und mit Sarah Bellin eine Co-Regie in «Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde», von João Bethencourt. Seit 2013 macht sie als Mitgründerin des Architekturbüros Hirsig & Hirsig u.a. Bauplanungen, Konzepte für Raumgestaltung und Bühnenbilder. Im 2014 beginnt Sie einen berufsbegleitenden Executive Master in Arts Administration. Sie ist Gründungsmitglied des KOLLEKTIV-20-14.

SARAH BELLIN, Konzeption & Dramaturgie

Sarah Bellin ist eine ausgebildete Geigerin, Produzentin und freischaffende Theaterregisseurin. MFA Studium Theater Regie an der New School for Drama, MA Spielfilm Regie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Sie ist Gründungsmitglied des KOLLEKTIV-20-14.

LUCIEN DANZEISEN, Komposition Musik

Lucien Danzeisen (*1989), geboren im Aargau (CH), besuchte das Young Composers Project (Künstlerhaus Boswil) und absolvierte einen Bachelor in Komposition (Josef Kost, Michel Roth, Bettina Skrzypczak) und Klavier (Yvonne Lang, Marc Hunziker) mit Nebenfach Cembalo (Bettina Seeliger) an der Hochschule – Musik Luzern (Abteilung Klassik). 2012-2014 in Basel ansässig. 2014-2018 Studium Komposition an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Hanspeter Kyburz, Masterabschluss mit Bestnote; wohnhaft im Berliner Wedding. Lehraufträge der UdK Berlin, u.a. für FEM*_MUSIC*_: GATHER (2020 und 2022), Berliner Arbeitsstipendium für Ernste Musik und Klangkunst (Juni-November 2020), Stipendienprogramm “Neustart Kultur” (Jan.-Juni 2021), AdK Berlin Sonderstipendium “INITIAL” (Kategorie: Young Artists) (Okt.21-Jan.22). Mitglied des Insubordination Meta Orchestra. Diverse freie Projekte. www.luciendanzeisen.com und feld.zerkabelt.de

LENNART MELZER, Webanwendung

Lennart Melzer (technische Komposition/künstlerisches Entwerfen und Programmieren der Webanwendung), geboren 1986 in Braunschweig, programmiert live Musik und Text. Er studierte Informatik in Braunschweig und Musik in Düsseldorf. rationalraum.de

HEIDY HUWILER, Klarinette

Heidy Huwiler ist freischaffende Musikerin, Klarinettenpädagogin und Co-Gründerin von MusiKenya. Die Klarinettistin studierte in Zürich und Luzern und besuchte verschiedene Meisterkurse u.a. mit Philippe Cupper, Alessandro Carbonare, Martin Fröst und Sharon Kam, sowie Klezmerworkshops in Israel und Deutschland. Mit den Variant-Instrumenten Bass-und Es-Klarinette sowie Bassetthorn und Kontrabassklarinette wirkt sie regelmässig in Orchestern und Kammermusikgruppen mit (wie City Light Orchestra, Aargauer Bläsersolisten, Kammerphilharmonie Berner Oberland), und tritt auch als Solistin in Erscheinung.
www.heidyhuwiler.ch

GIOVANNI GORLA, Flöte

Giovanni Gorla wurde 1995 geboren und diplomierte 2014 mit Auszeichnung am Konservatorium in Mailand. Sein Musikstudium führte er bei Philippe Racine, Sabine Poyé-Morel und Haika Lübcke an der Zürcher Hochschule der Künste weiter, wo er 2018 den Master in Performance und 2020 den Master in Musikpädagogik mit Erfolg absolvierte. Er hat mit berühmten Solisten und Dirigenten unserer Zeit gearbeitet, wie Pierre-Yves Artaud und Bernard Haitink, mit denen er in einigen der schönsten Theater und Konzertsäle aufgetreten ist. Neben seiner Konzerttätigkeit unterrichtet er an verschiedenen Musikschulen in der Region Lenzburg.

ANNINA RUSCH, Flöte (Eröffnung)

Annina Rusch begann ihr Musikstudium an der Zürcher Hochschule der Künste in der Querflötenklasse von Philippe Racine und setzte es bei Charles Aeschlimann und Anne-Laure Pantillon an der Hochschule Luzern fort, an welcher sie den Master in Musikpädagogik / Minor Orchester erlangte. Die instrumentale Ausbildung ergänzte sie durch ein weiteres Masterstudium im Bereich der Elementaren Musikpädagogik (Musik und Bewegung) in Zürich. Neben ihrem pädagogischen Engagement an mehreren Aargauer Musikschulen ist sie Teil diverser musikalischer Formationen und Produktionen; von klassischen Konzerten über Kindermusicals bis hin zu Auftritten und Einspielungen im Jazz-, Pop- oder Filmmusikbereich. Zuletzt wirkte sie mehrfach als Aushilfe im Musikkollegium Winterthur sowie im Kammerorchester Basel mit. Das Trio Lusinea in der aussergewöhnlichen Besetzung Flöte, Fagott und Harfe bildet das Herzstück ihrer kammermusikalischen Tätigkeit. 

Schüler*innen der École d’Humanité Hasliberg, Klangaufnahmen; Leitung: Alessandro Viale

https://ecole.ch

https://alessandroviale.com

MARIKE BODE, Collage / Screendesign

Marike Bode (*1986) ist Grafik- und Webdesignerin und Illustratorin. Sie arbeitet freiberuflich in Berlin, hauptsächlich für Kund*innen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Politik, unter anderem zu queeren, feministischen und antirassistischen Anliegen.
www.marikebode.de

Wir danken unseren Förderer*innen herzlich!

Gemeinde Hasliberg

Kulturstiftung Kanton Bern

Schweizerische Interpretenstiftung

Burgergemeinde Bern